Grüne im Stadtrat Gersthofen:

Eva Rößner, Stadträtin

eva.roessner@remove-this.gruene-kreistag-augsburg.de

Geb. 1963 in Augsburg, verheiratet, drei Kinder, von Beruf Krankenschwester.
Seit 1989 Wohnsitz in Gersthofen.

Politische Biographie
Interesse an der Grünen-Politik durch Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung.
Seit 1995 Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, Ortsverband Gersthofen
Von 1996 bis 2014 Stadträtin
Von 2002 bis 2014 Kreisrätin

Schwerpunkte
Soziale Belange im Kinder-, Jugend- und Seniorenbereich, Umweltpolitik, öffentlicher Personen-Nahverkehr

 

Interview mit Stadträtin Eva Rößner

Eva Rößner ist seit vielen Jahren sehr engagiert im Stadtrat Gersthofen. Das hat mich neugierig gemacht und ich wollte mehr über ihre interessante Arbeit erfahren.

(Das Interview wurde am 13.01.2008 von Diana Deniz in MyHeimat veröffentlicht. Mit freundlicher Genehmigung von MyHeimat.)

Was motiviert Sie zu kämpfen?
Ich möchte eine lebenswerte Umwelt für unsere nachfolgenden Generationen hinterlassen. Politik sehe ich als Teil der Verantwortung des Einzelnen an die Gesellschaft. Die Ideen und Alternativen der Grünen finde ich sehr gut und dafür möchte ich mich einsetzen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg während ihrer Amtszeit in Gersthofen?
Die Kinderkrippe, sie war von Anfang an mein Herzenswunsch und konnte in einem fraktionsübergreifenden Forum, bestehend aus S. Heckl-Fiedler, I. Paul, A. Kirstein und mir, verwirklicht werden. Herr Deffner war damals strikt dagegen und man hatte Bedenken, ob die Einrichtung überhaupt angenommen wird. Nun ist sie da, wird gelobt und wird auch dringend benötigt. Es war die erste Kinderkrippe im Landkreis. Wir haben hart dafür gearbeitet und es durchgesetzt – das freut mich echt!

Ist ja ganz im Sinne von Ursula van der Leyen?
Ja, aber das war lange vor ihrer Amtszeit.

Auf der Internetseite der Grünen kann man derzeit an einer Umfrage teilnehmen, wie zufrieden man mit Gersthofens Angebot der Kindergartenplätze ist. Sind Sie zufrieden damit? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Es gibt immer wieder widersprüchliche Angaben. Es heißt, dass alle Kinder einen Platz bekommen. Dann gibt’s Eltern die sagen, dass das gar nicht stimmt und es eine riesen Warteliste gibt. Auch die Erzieher berichten, dass die Kindergärten überfüllt sind und immer mehr Kinder mit Problemen da sind. Deshalb ist eine Forderung von uns die Senkung der Kindergartengebühren und das freie dritte Kindergartenjahr. Es ist gerade für ausländische Kinder wichtig, da sie die Sprache lernen müssen. Und da ist es aber oft noch so, dass die Kinder aus finanziellen Gründen nicht in den Kindergarten dürfen.

Wofür werden Sie sich in der nächsten Amtsperiode besonders stark machen?
1. Für unsere Jugend. Wir fordern, dass eine zweite Jugendpflegerstelle geschaffen wird, denn bisher ist Markus Wolf allein auf weiter Flur und mit sehr vielen Aufgaben betraut. Auch wenn wir keine Grossstadtverhältnisse haben, die aktuelle Debatte zeigt, dass präventive Jugendarbeit unerlässlich ist. Fakt ist, dass es in Gersthofen auffällige Jugendliche gibt, auch wenn man nicht gerne darüber spricht.
2. Für unsere Umwelt. Wir möchten, dass in Gersthofen keine weiteren Flächenversiegelungen stattfinden. Erneuerbare Energie müssen deutlich stärker fokussiert werden. Ich wünsche mir, dass man zukunftsorientierter baut. Ein Beispiel: Die Hauptschule muss nach ca. 35 Jahren fast komplett saniert werden!
3. Für unseren Bahnhof. Da hätte Gersthofen schon längst etwas machen müssen, für den Bürger, nicht für die Bahn. Fehlendes Licht, gefährliche Treppen, kein Telefon, kein Taxi, keine Busanbindung! Die Stadt hat sich bisher ihrer Verantwortung entzogen.

Ein Thema auf Ihrer Webseite ist die geplante Ersatzbrennstoffanlage der IGS Gersthofen. Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen und warum?
1. Unbekannte Emissionen, da keiner für die Qualität und Reinheit der Brennstoffe garantieren kann (siehe illegale Filterentsorgung bei der AVA).
2. Anlieferverkehr mit einer geschätzten Jahrestonnage von 70.000 Tonnen!

Ist angesichts der Tatsache, dass aktuell Heizöl verbrannt wird, das EBS-Kraftwerk nicht zu begrüßen? Schließlich würde man von einem fossilen Brennstoff wegkommen!
Sicher, Heizöl hat keine Zukunft, aber Müllverbrennung ist auch nicht das Wahre. Hier wird aus meiner Sicht der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben.

Ein Argument der IGS ist: Ausbau der Dampfversorgung sichert die Zukunft des Industrieparks Gersthofen. Was sagen Sie dazu?
Uns sind auch Arbeitsplätze wichtig. Aber für mich ist das ein Totschlagsargument. Das ist Panikmache für mich. Auf so einer Basis dürfte man überhaupt nicht mehr diskutieren.

Die Liste der Gersthofer Grünen für die Kommunalwahl 2008 ist bunt gemixt. So stehen Ricarda Rösch, mit gerade erst mal 18 Jahren, und auch die Künstlerin Sibylle Velter, mit auf der Wählerliste. Was versprechen Sie sich davon?
Ricarda Rösch ist sehr engagiert. Sie ist Vorsitzende der Grünen Jugend in Augsburg. Wir schätzen ihr Engagement und möchten es fördern. Dass auch Sibylle Velter mit auf der Wählerliste steht spricht absolut für unsere Vielfalt.

Wen von den drei zur Auswahl stehenden Kandidaten wünschen Sie sich als neuen Bürgermeister?
Wir unterstützen keinen Kandidaten. Unsere Vorstellung wäre gewesen, dass man gemeinsam einen oppositionellen Kandidaten aufstellt. Das ist leider nicht gelungen.

Was muss man tun damit die Grüne Partei stärker wird?
Mitglied werden! Treffen ist jeden 1. Dienstag im Monat um 20.00 Uhr im Gasthof Stern. Auch Sympatisanten sind herzlich willkommen.

Was wird sich nach der Ära Deffner in Gersthofen ändern? Was sollte sich ändern?
Herr Deffner mit seinem patriarchalen Stil ist für mich ein Auslaufmodell. Ich wünsche mir ein aufgeschlossenes Miteinander zum Wohle aller.

Was möchten Sie den Wählern und MyHeimat Lesern sagen?
Gehen Sie zur Wahl und mischen Sie sich ein! Wahlkampf ist die Zeit der Sprücheklopfer. Schauen Sie sich die Wahlprogramme genau an. Hinterfragen und überlegen Sie, warum manche „grünen“ Themen jetzt im Wahlkampf von anderen Parteien formuliert werden.

Sie haben selbst eine große Familie, sind im Schichtdienst berufstätig und engagieren sich in der Politik. Wie schaffen Sie es, dass Sie alles unter einen Hut bringen?
Gutes Zeitmanagement und Prioritäten für die wichtigen Themen setzen. Ausserdem unterstützen mich mein Mann und meine Kinder, was mich sehr freut.

Herzlichen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg bei der Wahl 2008!